Wie zähmt man eine wilde Katze?

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Streunende, verwilderte, obdachlose – es gibt immer noch zu viele Katzen, die keinen Besitzer und kein Zuhause haben und jede Adoption ist Gold wert. Allerdings, eine Katze direkt von der Straße oder eine von kleinen Nachkommen einer halbwilden Kätzin zu zähmen, kann schwieriger sein als wir denken. Nicht alle Katzen – und insbesondere solche, die nur das Leben in der Wildnis kennen – sind möglicherweise für die Domestizierung geeignet und der gesamte Prozess kann für den potentiellen Betreuer zum Scheitern verurteilt sein. Wann sollte man also es versuchen und wann aufgeben? Damit befassen wir uns in dem heutigen Artikel.

Zähmung eines Wilden – es kann schwieriger sein, als es scheint!

Zähmung einer Katze ist ein zeitaufwändiger Prozess und ob es sich nun um eine Fellnase von der Straße oder um eine unter Menschen geborene Katze handelt, es dauert einige Zeit, bis sie sich an ihren menschlichen Betreuer gewöhnt hat. Die Zähmung ist ein mehrstufiger Prozess und nur allmähliches Handeln und Geduld können zum Erfolg führen. Wir werden dies in konkreten Szenarien besprechen, aber bevor wir dazu kommen, sollte man einen wichtigen Punkt ansprechen, der die Vorgehensweise bei dem Zähmung-Prozess erleichtern kann. Eine Lösung, die für den potentiellen Betreuer einfacher als der Versuch ist, das Tier ganz von Anfang an zu domestizieren, aber genauso sozial verantwortlich wie das eigene Handeln.

Von der Straße oder aus dem Tierheim?

Das ist die Schlüsselfrage. Wenn Du dazu beitragen willst, die Population obdachloser Katzen zu reduzieren, aber keine Erfahrung mit der Zähmung von wilden Katzen hast, gehe einfach in ein Tierheim, anstatt an Straßenecken, Straßenrändern oder am Stadtrand nach Streuner zu suchen. Warum? Ganz einfach – am Anfang wird es leichter sein. Vor allem, wenn Du als Betreuer debütierst. Das haben wir auch mit unserer ersten Katze – Luis – gemacht. Der Kater kam aus einem Tierheim und die Idee, dort nach unserer ersten Katze zu suchen, war ein Volltreffer und wir hatten das Glück, mit der (für uns) besten Katze auf der Welt zu leben!

Zurück zum Thema Zähmung und Katzen aus dem Tierheim. Hier ist ein Teil der Arbeit im Zusammenhang mit der Sozialisierung der Fellnasen bereits abgeschlossen. Solch eine Katze trifft jeden Tag Menschen und der Anblick eines Menschen ruft meist freundschaftliche Assoziationen hervor (vorausgesetzt, es gab in der Vergangenheit keine unangenehmen Zwischenfälle mit Menschen), die mit Pflege und Futter zu tun haben. Dies ist ein freundlicheres und einfacher zu realisierendes Szenario, vor allem, wenn dies die erste Katze in Deinem Leben sein soll.

Manchmal ist es jedoch so, dass eine Katze unerwartet in unserem Leben auftaucht und es nicht geplant war, die Familie um ein vierbeiniges Haushaltsmitglied zu vergrößern. Dies sind zum Beispiel Situationen, in denen eine obdachlose Katze, die Futter sucht, in der Nähe unseres Hauses, im Garten oder an einem Ort auftaucht, an dem niemand eine Katze erwarten würde (z.B. an einer U-Bahn-Station). Oft ist solch eine Katze so verzweifelt (als Folge des Hungers), dass sie sich einem Fremden nahe genug nähert, wenn sie nur den Schatten einer Hoffnung sieht, Futter zu bekommen. Das bedeutet nicht, dass die Katze uns vertraut, es ist vielmehr eine Folge des Überlebenskampfes. Ist es möglich, solch eine Katze zu domestizieren? In vielen Fällen ja, aber es gibt auch Ausnahmen von dieser Regel. Es hängt alles von dem Erfahrungsschatz der Katze, ihrem Charakter und sogar von ihrer genetischen Veranlagung ab.

Wann sollte man versuchen, einen Streuner zu zähmen?

Wir kommen nun zu den oben genannten Szenarien. Wir werden einige Fälle besprechen, in denen es notwendig sein kann, die Katze zu domestizieren. Und wir beginnen… mit unserem eigenen Hinterhof!

Szenario Nr. 1: Wir zähmen eine Katze von einer wilden oder halbwilden Mutter

Dieses Szenario ist recht häufig zu beobachten. Vor der Geburt sucht eine Kätzin einen ruhigen Platz, an dem die Jungen geboren werden können, wobei sie oft einen Lagerplatz für Gartengeräte, Garage oder Wirtschaftsgebäude wählt. Diese Art des Eindringens kann auch auf Deinem Grundstück geschehen und der Anblick kleiner Kätzchen kann starke Emotionen hervorrufen und Pflegebedürftigkeit wecken. Oft kommt es vor, dass wir, wenn wir die Kleinen in unserem eigenen Hinterhof sehen, uns nicht von ihnen trennen wollen, auch wenn wir vorher nicht geplant haben, Katzeneltern zu werden. Was sollte man in solch einer Situation tun?

Man sagt, dass bei der Zähmung von in der Wildnis lebenden Kätzchen die ersten drei Monate ihres Lebens entscheidend sind. Regelmäßiger menschlicher Kontakt, der nicht mit negativen Assoziationen für das Tier verbunden ist, wird in diesem Prozess wichtig sein. Die ersten Lebensmonate sind eine wichtige Zeit für das Kätzchen – es lernt, zwischen der eigenen und einer fremden Spezies zu leben, sozialisiert sich, lernt, sich zu verhalten und macht seine ersten Schritte in der großen Welt. Wenn wir kleine Kätzchen von einer wilden Kätzin zähmen, ist es wichtig, dass die Kätzchen nicht vor Ablauf von 12 Wochen von ihrer Mutter getrennt werden. Eine zu frühe Trennung der Kätzchen von ihrer Mutter kann zu vielen Verhaltensproblemen führen (Waisenkrankheit, Angst, fehlende Beißhemmung, um die Stärke des Beißens beim Spielen zu kontrollieren) und kann den Sozialisierungsprozess erschweren.

Hinweis:

Wenn wir den Wurf einer freilebenden Katze fangen wollen, ist es ratsam, die ganze Katzenfamilie zu fangen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kätzchen weiterhin Kontakt zu ihrer Mutter und gleichzeitig zum Menschen haben, während die Mutter nach der Aufzucht des Wurfes kastriert werden kann, um ein weitere Vergrößerung der Katzenfamilie zu verhindern.

Szenario Nr. 2: Streuner von der Straße

Dieses Szenario kann für einen potentiellen Katzenbetreuer viel schwieriger sein. Halbwilde Katzen oder Katzen, die seit Generationen in der Wildnis leben, lassen sich nicht leicht zähmen (und in manchen Fällen könnte man sagen, überhaupt nicht!). Diese Katzen sind von Natur aus misstrauisch und halten eher Distanz – sie suchen nicht den Kontakt zu Menschen und haben nur begrenztes Vertrauen zu der Person, die sie regelmäßig füttert. Leider ist es für das Tier ein großer Stress, solch eine Katze mitzunehmen und in ein Haus oder eine Wohnung einzusperren, was oft zu einer Schwächung des Immunsystems und infolgedessen zu Krankheiten führt. Eine Katze mit Gewalt zu zähmen, ist keine Lösung. In dieser Situation sollte man die Katze kastrieren, impfen, entwurmen, entflohen und eventuell behandeln lassen, aber schließlich ist es viel besser, dass die Katze in der Wildnis lebt, anstatt zu versuchen, sie mit Gewalt zu zähmen. Das hört sich vielleicht nicht gut an, da diese Art von Beziehung uns die Freude an der Katzengesellschaft nimmt, aber es ist für die Katzenpopulation genauso wichtig wie die Betreuung streunender Haustiere Zuhause.

Aber was tun mit einem Sturkopf, der nicht gezähmt werden kann und dessen Schicksal uns nicht gleichgültig ist? Die Lösung können Katzenheime für freilebende Katzen sein. Die Fellnasen leben dort in Kolonien, die für sie geschaffen wurden. Sie werden von Freiwilligen beaufsichtigt, obwohl es schwierig ist, hier von einer fortschreitenden Sozialisierung oder der Bindung an einen menschlichen Betreuer zu sprechen. Die Tiere, die in solchen Kolonien leben, werden versorgt und haben einen Ersatz für das Leben in der freien Natur. Diese Lösung ist besonders nützlich, wenn wir es mit kranken Tieren zu tun haben, die ständige Pflege benötigen.

Wichtig:

Gezähmte Katzen sollten nicht wieder in die freie Natur gelassen werden, da das Vertrauen, das sie sich erworben haben, für sie gefährlich sein kann, insbesondere im Kontakt mit einer feindlichen Person.

Szenario Nr. 3: Streuner mit einem Adoptionspotential

Es kommt vor, dass eine Katze, die im Freien lebt, irgendwann beschließt, einem Menschen näher zu kommen und selbst eine ältere Fellnase, die bereits Vieles erlebt hat, zeigt Sozialisierungsfortschritte. Wenn wir solch eine Katze finden, perfekt! Es besteht die Chance für eine langfristige Freundschaft. Wie geht man mit einem Wesen um, der ein großes Domestizierungspotenzial hat?

  • Biete Deiner Katze einen sicheren Raum, der anfangs begrenzt sein sollte. Dies kann ein separater Raum mit dem notwendigen Katzenzubehör oder ein Kennel-Käfig sein. Sei in der Nähe der Katze, aber interagiere nicht unbedingt mit ihr – lass sie sich daran gewöhnen, dass sie in Deiner Nähe ist.
  • Wenn sich die Katze in einem Käfig befindet, setze sie in eine Ecke des Raumes, decke die Seiten und die Oberseite des Käfigs ab – so wird die Katze weniger Stress haben.
  • Bevor die Katze zu Dir nach Hause kommt, kannst Du Pheromone einsetzen, um Deiner Katze zu helfen, Vertrauen und Zuversicht in der neuen Umgebung zu gewinnen.
  • Hand = Füttern. Sorge dafür, dass Deine Katze Deine Hand mit dem Füttern assoziiert.
  • Die Fellnase sollte einen sicheren Versteckplatz haben. Es kann ein Transporter, ein kokonartiges Katzenbett oder ein Häuschen aus Pappe sein (unseres ist perfekt dafür geeignet!). Eine Katze, die die Möglichkeit hat, sich zu verstecken, wird sich in ihrer neuen Umgebung sicherer fühlen.

Nach der Umsetzung dieser Tipps sollte der Sozialisierungsprozess reibungslos verlaufen. Denke daran, dass die Zeit hier eine entscheidende Rolle spielen wird und du geduldig sein musst. Manchmal wird das Vertrauen über Wochen, manchmal über Jahre aufgebaut. Je nach Charakter, Temperament und Vergangenheit der Katze wird dies ein mehr oder weniger langwieriger Prozess sein. In jedem dieser Fälle ist es einen Versuch wert! Und wenn es nicht klappt, kann man einen Katzenverhaltensforscher, Tierarzt oder Tierheimmitarbeiter um Rat fragen. Schließlich ist das Leben einer Katze jede Anstrengung wert.

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